Abseits von großen Straßen, am Rande des Tiefenauer Teichgebietes befindet sich eine kleine Kostbarkeit sächsischer Hofbaukunst - die Kapelle des ehemaligen Schlosses zu Tiefenau. Der 2021 verstorbene Landeskonservator Prof. Magirius bezeichnete sie als "Perle von Tiefenau". Hier hat sich über drei Jahrhunderte ein Kleinod des italienisch-französischen Barock fast original erhalten.
1710 ließ Oberhofmarschall August Ferdinand Graf von Pflugk die Schlossanlage errichten, von der heute nur noch Überreste der Wirtschaftsgebäude, der Park mit vier Pavillons und Brunnenanlagen erhalten sind. Nach seinem Tod lässt seine Witwe, die Reichsgräfin und Oberhofmarschallin von Pflugk geb. Stubenberg, 1716 die Schlosskapelle errichten. Auch Baumeister des Dresdner Hofes sind an dem Bau beteiligt. Am Reformationsfest 1717 wird die Kapelle von dem damaligen Oberhofprediger Pipping eingeweiht.
Von der Ausstattung hervorzuheben ist der Kanzelaltar, flankiert von zwei imitierten Marmorsäulen. Die weiblichen Figuren symbolisieren Glaube (mit Kreuz) und Hoffnung (mit Anker). Sie stammen wie die Gestaltung von Stuckdecke, Altar und Säulenkapitellen aus der Schule Balthasar Permosers. Eine Besonderheit ist die dreigeteilte Patronatsloge. Sie trägt die Wappen der Familien von Pflugk und von Dölau.
1945 wurde der gesamte Besitz enteignet. Die Schlosskapelle ging zuerst an die Kirchgemeinde Nauwalde und befindet sich jetzt im Besitz der Vereinigten Kirchgemeinde Streumen.
1948 wurde das Schloss gesprengt. Erhalten sind noch die Grabstätten der Familie von Pflugk an der Südseite der Kapelle. In den folgenden Jahren war das Gebäude dem Verfall preisgegeben. Nachdem 1945 erste Sicherungsmaßnahmen an der Kapelle erfolgten, begann man 1962 mit beschränkten Mitteln mit Renovierungsarbeiten. Dies waren Arbeiten an Fassade, Dach und Fenstern.
In den Jahren 1989/90 wird auf Anregung von Professor Magirius die Erneuerung und Restaurierung in Angriff genommen. Schnitzwerk und Farbgebung sind noch original aus dem 18. Jahrhundert erhalten. Zerstörtes wurde vorsichtig ergänzt und erneuert durch das Restaurierungsatelier Taubert in Dresden.
Die zwei ältesten Orgel im Kirchenbezirk befinden sich in der Schlosskirche zu Tiefenau und in der Dorfkirche in Skassa. Die Schloßkopelle in Tiefenau besitzt ein Orgelpositiv von Gottfried Silbermann (Baujahr 1728), dass nach dem Krieg ausgeraubt wurde und bis 1997 als schlimme Ruine die Zeit überstand.
Die Orgelbauwerkstatt Wegscheider aus Dresden erweckte die kleine Orgel 1997 wieder zum Leben. Seitdem erklingt das Instrument wieder in Gottesdiensten und Konzerten.