Jedes Kind kannte ihn und er war populär wie kaum ein anderer: der Täufer Johannes. Eltern kamen bei der Namenssuche auf ihn zurück –  Johannes, Hans oder Johann, Jean, Giovanni oder Jan hatten ihre Stammplätze in der Hitparade der beliebtesten Vornamen und so ist es bis heute geblieben. Die Natur wurde einbezogen mit Johannisbeeren, Johanniskraut und Johannisbrot. Aber auch bei Stadt- und Dorfgründungen bezog man sich gern auf den Mann vom Jordan, den Sohn des Zacharias und der Elisabeth, der ein halbes Jahr vor Jesus geboren wurde – nach unserem Kalender also am 24. Juni.

Das Johannisfeuer loderte in jedem Dorf und Holz für´s Feuer gab man gerne und reichlich. Denn in diesem Feuer sah man das Unglück der ersten Jahreshälfte verbrennen und die Hoffnung für die zweite Hälfte auflodern als einen Vorschein auf das große Fest der Weihnachtsfreude. Der Johannistag, genau sechs Monate vor dem Heiligen Abend: ein schönes Fest mitten im Sommer. Für unsere Vorfahren so wichtig, daß sie dafür das Wort „Sommerweihnachten“ erfanden. An Bräuchen war auch sonst kein Mangel – vor allem an solchen, die es mit Liebe und Glück zu tun hatten, z.B. der Johanniskranz unter dem Kopfkissen oder der Blütenteppich unter dem Esstisch, das sogenannte „Johannistreu“. Weit zurück reichen diese Bräuche – in eine Zeit, in der Feste und Feiertage ihre je eigenen Gesichter hatten und das Jahr reich machten durch ihre Vielfalt, denn Hüpfburg und Softeis und andere sogenannte Attraktionen waren noch nicht erfunden. Es sind Bräuche, die uns zeigen, woher wir kommen und was wirklich wichtig ist.

Wenn die Tage besonders lang, die Abende besonders schön und die Nächte besonders mild sind, denken wir an Johannes den Täufer, der freiwillig auf Wohlstand verzichtete, der den Konflikt mit seinen Zeitgenossen riskierte um der Wahrheit willen und der auch gegenüber der Obrigkeit an der richtigen Stelle den Respekt verlor. Kein schlechtes Vorbild.
Und mehr als ein Vorbild: Johannes wollte Jesus Christus ins rechte Licht rücken. Dessen Geburt werden wir feiern, voll Sehnsucht nach Licht und Wärme, wenn es wieder dunkel sein wird und kalt. 

Aber noch ist es nicht soweit. Noch ist Sommer. Im Lichte des Johannisfeuers können wir damit beginnen, unseren Horizont zu erweitern. „Nach mir kommt einer, der wichtiger ist als ich.“ So hat es der Täufer Johannes über Jesus gesagt. Diese Spur sollten wir aufnehmen. Zum Beispiel wenn wir am Johannistag zur Andacht auf den Friedhöfen zusammenkommen. Und immer dann, wenn wir der Frage einmal nicht ausweichen, worauf es eigentlich im Leben ankommt

von Pfarrer Heiko Franke / Meißen