von Carlo Simon Christiansen

„Ich bin in den nächsten 4 Wochen nicht verfügbar“. Das sagt jemand, der sich ansonsten für verfügbar hält, der an einem bestimmten Ort zu bestimmten Zeiten anzutreffen ist, den man bei dieser oder jener Gelegenheit sieht, den man jederzeit besuchen oder anrufen kann.

„Ich komme zu dir, ob’s stürmt oder schneit“. Das sagt jemand, der denkt, dass ihn nichts aufhalten kann, nicht einmal extreme Wetterereignisse.

„Wenn ich dann in Rente bin, dann werde ich endlich die große Reise mit dem Motorrad machen.“ Das sagt jemand, der denkt, dass er unendlich viel Zeit hat.

In Wahrheit sind diese Sätze eine große Anmaßung. Eigentlich müssten wir an alle Sätze von diesem Format anhängen: „…so Gott will und wir leben.“

In Wahrheit sind wir permanent verfügbar und versuchen auch alles um uns herum verfügbar zu machen. Wir können es einfach nicht ertragen, die Dinge nicht in der Hand zu haben. Jede Mikrobe muss unters Mikroskop, jeder muss überall Zugang zum Internet haben, die Rente und die Ersparnisse müssen sicher sein, der Körper muss fit-, der Geist muss wachgehalten werden. Doch wenn alles berechenbar und erwartbar wird, worauf richtet sich dann unser Sehnen und Streben in unseren Herzen? Können wir dann noch hoffen, dass alles gut wird, dass uns eine zarte Berührung auch berührt und dass wir unser Vertrauen nicht auf Sand gebaut haben? Der wahre Verwalter des Unverfügbaren ist doch Gott, der nicht nur weiß, wann es regnet oder schneit, ohne den wir den Schnee gar nicht sehen, riechen, schmecken könnten, bevor er auf unserer Haut schmilzt. Gott ist der Unverfügbare, den wir nicht einfach haben, sondern der sich finden lassen will, wenn er gesucht wird.

Wenn wir in den Gemeinden Ostern feiern, feiern wir, dass Christus lebendig geworden ist, dass er auferstanden ist, um Herr zu sein über Tote und Lebende. Nicht wir haben es in der Hand, Christus ist es, der durch den Tod gegangen ist, damit wir leben können, ganz getrost, was auch kommen mag. Lassen Sie uns gemeinsam das Geheimnis von Tod und Auferstehung begehen, wo uns Gott in seiner ganzen Unverfügbarkeit die allerletzte Unverfügbarkeit nimmt, weil er den Tod überwunden hat. Lassen Sie uns gemeinsam in diesem Glauben der Unverfügbarkeit unsere Zeit schenken. Lassen Sie zu, dass da Liebe sein darf und das Gewahrwerden des Moments. Schenken Sie selbst Unverfügbares und lassen Sie sich beschenken. Und wer weiß, vielleicht fängt es ja an zu schneien. Frohe Ostern!

Ihr vierwöchiger Praktikant in der Kirchgemeinde Zeithain,

stud. theol. Carlo Simon Christiansen