Es war ein  verheerender Brand, der am 10. Januar 2015 die Kirche des kleines Ortes Tellschütz bei Zwenkau, südlich von Leipzig heimsuchte. Dir Kirche brannte buchstäblich bis auf die Grundmauern nieder. Dabei hatten die Restauratoren nur wenige Jahre zuvor die Kirche und den Innenraum zu einem barocken Schmückstück verwandelt.

Die Brandursache ist bis heute nicht vollständig geklärt. Der Kirchenvorstand des 150-Seelen-Dorfes entschied sich recht bald für den kompletten Wiederaufbau. Die finanziellen Mittel mussten gesichert werden und die eine riesige Bauaufgabe geschultert werden. Bis auf die besagten Grundmauern war nichts übriggeblieben, was in der neu zuerrichteten Kirche hätte verwendet werden können. Selbst die Glocken hatten den Brand nicht überstanden um wieder geläutet werden zu können.

Weshalb nun die Verbindung nach Röderau? Die Sachverständigen der Landeskirche hatten ausfindig gemacht, dass nur noch Röderau ein funktionsfähiges mechanisches Uhr-Läutewerk der Firma Zachariä - Leipzig, steht. Die Tellschützer Kirche hatte auch ein Läutewerk dieser Firma. Weil nun die Tellschützer sich für ein mechanisches Läutewerk entschieden hatten, fragten sie die Röderauer Kirchgemeinde an, ob das gut erhaltene Uhrwerk aus dem Baujahr 1903 nicht als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt werden könnte. Die Entscheidung ist dem Kirchenvorstand nicht leicht gefallen und dann doch für die Weggabe gefallen. In Röderau werden seit 1992 die Uhr und das Läutewerk mit einer elektronischen Steuerung betrieben.

Das Läutewerk wurde in Röderau ausgebaut, überholt und tut nun seinen Dienst in der vor wenigen Wochen fertiggestellten Tellschützer Kirche. Ein willkommener Anlass für die Tellschützer Gemeinde, sich persönlich in Röderau für die Überlassung des historischen Uhrwerks zu bedanken. Am Sonntag, den 4. Oktober, besuchten einige Tellschützer den Gottesdienst in Röderau. Jürgen Obenaus aus Röderau und Sandro Berthold aus Tellschütz berichteten über die Geschichte des Wiederaufbaus und die Leihgabe des Uhrwerks. Anschließend wurde ein Fotodokumentation überreicht und im Röderauer Kirchturm ein Gedenktafel angebracht. Auf dieser Tafel ist die Geschichte der Uhr und ihr jetziger Verbleib dargestellt.

Die herzliche Begegnung mit den Tellschützern wurde mit gemeinsamem Mittagessen, einem Dorfrundgang und Besuch der Röderauer Feuerwache abgeschlossen.

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  • Die Kirche in Tellschütz
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  • Foto: M.Ahner
 

Der Text der Erinnerungstafel:

ALLES HAT SEINE ZEIT UND JEDES VORHABEN UNTER DEM HIMMEL HAT SEINE STUNDE

Prediger 3, Vers 1

Hier stand einst das mechanische Uhrwerk der Kirche. Es ist von der Firma Zachariä aus Leipzig gebaut und 1903 von den Familien Däweritz, Os. Kaul, Otto Kaul, Übigau und Kurze gestiftet worden. Im zweiten Weltkrieg wurden Turm und Uhrwerk beschädigt. Herr Hecht reparierte es in liebvoller Weise in seiner Freizeit. Maler Quaas gestaltete neue Ziffernblätter. So funktionierte das Uhrwerk bis 1992. In diesem Jahr wurde es außer Betrieb genommen und durch eine moderne Funkuhr ersetzt.

Im Jahr 2018 wurde das mechanische Uhrwerk ausgebaut und als Leihgabe an die Kirche in Tellschütz gegeben. Diese wurde nach einem Brand wieder auzgebaut und hatte ebenfalls ein Uhrwerk der Firma Zachariä. Dort darf unser Uhrwerk ab dem Jahr 2020, nach fast 28 Jahren Pause wieder Dienst tun und den Menschen die Zeit anzeigen.